Von ‚Servicewüste‘ spricht ja kaum noch jemand. Zu Recht.
Vielmehr verhält es sich so: Die Leute wollen helfen, sie sind sich ihrer Pflicht, von Ausnahmen abgesehen, bewusst, auf den Kunden zuzugehen. Man wird freundlich begrüßt, im Kauf- bzw. Servicevorgang durchaus – nach ‚bestem Wissen‘ – unterstützt, angelächelt, freundlich verabschiedet. Das ist nicht das Problem.
Hier ist das Problem: Unfassbare, wie eine Epidemie grassierende, erschreckend nachhaltig aufrecht erhaltene Unfähigkeit.
Ich komme mit Unwissen klar. Wir alle besitzen riesige (unendliche?) Mengen davon auf fast jedem Gebiet, auf dem wir nicht gerade zuhause sind, und selbst dort noch mehr als genug. Ärgerlich wird es erst, wenn man denkt, das was man zu wissen glaubt, wäre automatisch Fakt.
Oder wenn man aus falschen Motiven heraus einfach lügt. Wie der freundliche Mitarbeiter im Bekleidungsgeschäft (Typ unterernährtes Modeopfer – Einstellungsvoraussetzung?), der mir auf Nachfrage sichtlich verunsichert erklärt, dass diese Jacke auch als Winterjacke bei Minusgraden geeignet wäre, weil: „Äh ja, mal gucken [Blick aufs Etikett], ah, Baumwolle, aha, sehr gut. Sehr gut. Hm. Und innen? Aha. Hm. Ja, doch, sehr gut. Doch, die können sie im Winter tragen. [Mit bemüht eifrigem Nicken]“ Gut – da hat er recht, tragen kann ich die ungefütterte Baumwolljacke natürlich, ich werde nur dabei frieren. Das bestätigte mir auch die ihrer Sache deutlich sicherere Kollegin an der Kasse.
Hätte mir der Schmalhans direkt gesagt, er hätte keine Ahnung, wäre ich insgesamt deutlich besser beraten gewesen. Falsche Loyalität zu seinem Arbeitgeber wird wohl sein Motiv gewesen sein. Das wird die Firma nicht voranbringen.